Beweggründe für das Projekt:
Vielen Geflüchteten ist nicht nur der Zugang zum „regulären“ Arbeitsmarkt versperrt, sie können auch bestimmte Bildungseinrichtungen nicht besuchen und dadurch auch die gewünschte Ausbildung nicht erlernen und ausüben. Gleichzeitig wird die Vorbildung von vielen ausgebildeten Personen nicht anerkannt, welches zur Folge hat, dass die geflüchteten Personen einerseits nicht die gewünschte Ausbildung erlernen und ausüben können und andererseits in Mangelberufe gedrängt werden. Leider werden ihnen dabei nur wenig Chancen und Möglichkeiten für Aus- und Weiterbildung geboten. Diese strukturellen Probleme haben zur Folge, dass diese bestimmte Gruppe zur niedrig Lohnarbeit und langfristig gesehen sich zur Unterschicht etabliert, was zu verhindern gilt. Darüber hinaus werden ihnen Sprachförderprojekte gekürzt oder der Weg dazu erschwert. Damit wird Segregation gefördert und Integration gehindert. Sowohl angehende LinzerInnen als auch die Autochthonen sollen sich in einer gemeinsamen und gelebten Vielfalt wiederfinden und verständigen, das passiert nur mit integrativen Möglichkeiten. Dadurch möchte ibuk – Verein für interkulturelle Begegnung und Kulturvermittlung den geflüchteten Personen, vor allem Familien in der Grundversorgung Angebote bieten und das Zusammenleben unterstützen.
Projektbeschreibung:
Mit dem Projekt „Art for tolerance“ möchte der Verein ibuk den geflüchteten Menschen in der Grundversorgung beim sinnerfassenden Lesen, Verstehen und Wiedergeben zum schnellen Spracherwerb verhelfen. Dabei sollen der Zielgruppe ehrenamtliche MentorInnen von ibuk zur Verfügung gestellt werden, die gemeinsam mit ihnen intensives sinnerfassendes Lesen zum Spracherwerb üben. Vor allem soll das Lesementoring den Kindern in den Wohnprojekten zugutekommen. Da das Vorlesen in der deutschen Sprache von den Eltern mit wenig Sprachkenntnissen schwer umzusetzen ist, das Lesen jedoch im frühen Alter von hoher Wichtigkeit für die Sprachentwicklung ist. Aus diesem Grund werden die LesementorInnen diesen Part übernehmen und in einem Einzelsetting gemeinsam mit den Kindern intensives sinnerfassendes Lesen in deutscher Sprache üben.
Das Lesen soll 1 mal pro Woche für 60 Minuten oder länger in deutscher Sprache mit einer/einem LesementorIn und einer Person oder Familie aus dem jeweiligen Wohnprojekt stattfinden.
Es soll den Kindern sowohl im alltäglichen Sprachgebrauch zugutekommen als auch in der Schule zum leichteren lernen verhelfen. Den Personen verhilft das Lesetraining die erworbenen Sprachkompetenzen zu verbessern, sie im Alltag umzusetzen und durch die MentorInnen neue Möglichkeiten zu entdecken. Durch das gemeinsame Lesen werden nicht nur die Sprachkompetenzen verbessert, es entstehen auch Freundschaften und Netzwerke, welche den geflüchteten Personen den Alltag in ihrer Wahlheimat Österreich erleichtern sollen. Das Ziel ist es durch das Zusammenkommen und Lesen, Verständnis und Feingefühl für die deutsche Sprache zu entwickeln. Den Personen in der Grundversorgung soll es das Lernen erleichtern, die Sprachkompetenzen verbessern und die Fantasie anregen. Im Vordergrund steht das sinnerfassende Lesen, dass den Spracherwerb der Zielgruppe verbessern und festigen soll. Darüber hinaus findet ein Wissensaustausch von Menschen unterschiedlicher Generationen, Ethnien und Erfahrungen in Augenhöhe statt. Dadurch wird die Teilhabe und Anerkennung möglich gemachen und gefördert. Somit wird ein mononationaler Blick verhindert.
Projektziel:
Sowohl die Lesestunden, das Sprachtraining, als auch die Workshops für die Zielgruppe dienen nicht nur dazu den Zugang zur deutschen Sprache zu ermöglichen, die Sprache zu erlernen, festigen und leichter verständlich zu machen sondern auch Netzwerke zu knüpfen, Berufsmöglichkeiten in diversen Sparten zu erfahren und neue Hobbys kennen zu lernen. Hier wird auch Empowerment groß geschrieben. Darüber hinaus wird die Integration und der Spracherwerb durch die ehrenamtlichen LesementorInnen ermöglichen. Dadurch kann eine positive Kommunikation und Beziehung zwischen den Eingewanderten und den Einheimischen aufgebaut und ermöglicht werden. Des Weiteren werden Kommunikationsmissverständnisse aufgelöst und ein aufgeschlossenes Miteinander durch bessere Verständigung hergestellt. Denn nur so kann man einem Nebeneinander entgegenwirken und für ein Miteinander sorgen.
Ziele:
- Spracherwerb durch richtiges Lesen und Wiedergeben
- Richtige Anwendung und Erweiterung des Wortschatzes
- Alphabetisierungsprozess beschleunigen
- Konstruktive Verarbeitung von Ängsten, Vorurteilen, Stigmatisierungen sowie Auseinandersetzung mit Hintergründen von Migration, Flucht und Asyl durch Workshops
- Möglichkeit eigene Meinung zu artikulieren und andere Meinungen zu verstehen sowie das Demokratieverständnis bei den Menschen fördern
- Empowerment
- Die interkulturelle Begegnung und Willkommenskultur in Linz fördern
- Gelebte Vielfalt als Chance erleben und gemeinsam gestalten durch
o Respektvoller Umgang
o Wissensaustausch von Menschen unterschiedlicher Generationen und Ethnien
o Partizipation
o Teilhabe und Anerkennung
o Gemeinsamkeiten finden, Unterschiede verstehen oder stehen lassen
- Lust am Lesen steigern
KooperationspartnerInnen:
Wohnprojekt (Grundversorgung) Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung GmbH
Wohnprojekt (Grundversorgung) Caritas für Menschen in Not – Flüchtlingshilfe
Art for tolerance – NACHBERICHT
Das Projekt Art for tolerance soll wie bereits in der Projektbeschreibung, neben dem Erwerb der deutschen Sprache die Möglichkeiten und Chancen der Integration, Weiterentwicklung und Partizipation ermöglichen. Das Projekt wurde mit einer Präsentation des Vereins ibuk und dem Projekt „Art for tolerance“ gestartet. Viele InteressentInnen meldeten sich für das Lesen mit den LesementorInnen an. Somit konnten wir mit engagierten LesementorInnen und vielen interesseierten LeseteilnehmerInnen in den Wohnprojekte der Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung GmbH sowie in den Wohnprojekten der Caritas für Menschen in Not – Flüchtlingshilfe im Juli 2018 starten.
Die Nachfrage war hoch, somit haben die LesementorInnen mit je zwei TeilnehmerInnen gelesen, mit ihnen die Aussprache, den Wortschatz sowie das richtige Anwenden der deutschen Sprache geübt. Darüber hinaus haben die LesementorInnen mit den TeilnehmerInnen für die jeweiligen Deutschprüfungen A2 bis B1 geübt und sie auf die Prüfungen vorbereitet. Unter den TeilnehmerInnen befanden sich nicht nur Erwachsene sondern auch SchülerInnen, welche eine weiterführende Schule besuchen oder einen Lehrberuf ausüben wollen. Aus diesem Grund wurden nicht nur Geschichten, Gedichte, Redewendungen oder die übliche Literatur aus den Deutschkursen zum Üben herangezogen sondern auch mathematische Textaufgaben.
Dadurch, dass sich unter den LesementorInnen sowohl PädagogInnen, SchauspielerInnen, SprachwissenschaftlerInnen und DolmetscherInnen befanden, wurden die Defizite der deutschen Sprache und die Lernkompetenzen der TeilnehmerInnen schnell erkannt und konnte individuell darauf eingegangen werden. Darüber hinaus hatten die TelnehmerInnen die Möglichkeit sich durch das Wissen der LesementorInnen, viel anzueignen, ein Netzwerk aufzubauen und die vielen Möglichkeiten, welche sich ihnen durch das Projekt bietet zu nutzen. Sowohl die LesementorInnen als auch die TeilnehmerInnen finden das Projekt sehr lehrreich und von großem Nutzen, darüber hinaus geht es den TeilnehmerInnen sehr darum die Sprache zu verfestigen und dadurch sicherer beim Anwenden zu sein.
Die LesmentorInnen und TeilnehmerInnen des Projekts „Art for Tolerance“ haben die Möglichkeit, Museen, Kinos und viele andere Kultureinrichtungen, welche den Zugang zur deutschen Sprache bieten, zu besuchen. Denn auch diese Möglichkeiten dienen als Mittel zum Zweck die deutsche Sprache zu lernen und zu verstehen. Darüber hinaus wird die Bibliothek des Vereins ibuk zur Verfügung gestellt sowie der Zugang zu diversen Lernmaterialien, welche von den LesementorInnen und den TeilnehmerInnen verlangt werden. Der Verein ibuk steht laufend mit den LeiterInnen der Wohnprojekte sowie den LesementorInnen bei diversen Fragen und Hilfestellungen in Kontakt.
Aufgrund positiver Ergebnisse und Rückmeldungen, hat der Verein ibuk beschlossen das Projekt „Art for tolerance“ auch nach dem 30. November 2018 fortzusetzen und die TeilnehmerInnen gemeinsam mit den LesementorInnen bei dem Erlernen der deutschen Sprache zu unterstützen. Die LesementorInnen sind der Meinung, dass das Lesen einen wesentlichen Beitrag zum Verstehen und Anwenden in der Kommunikation leistet. Die deutsche Sprache ist für viele TeilnehmerInnen schwierig zu erlernen, jedoch erlangen sie durch das Lesen Sicherheit und Festigkeit in der täglichen Anwendung.
Die LeiterInnen der Wohnprojekte stehen auch positiv der Fortsetzung des Projektes gegenüber, weil sie eine positive Weiterentwicklung ihrer KlientInnen bemerkt haben und der soziale Kontakt und Austausch mit den LesementorInnen einen positiven Beitrag zur Sozialisation leistet.
Daher wird der Verein ibuk die wöchentlichen Lesestunden mit den LesementorInnen und den TeilnehmerInnen fortsetzen und sie bei der Sicherheit ihrer Sprachkenntnisse unterstützen.